Furrer Küchen ist ein topmoderner Produktionsbetrieb, der für Kundinnen und Kunden in der ganzen Schweiz tätig ist. Das traditionsreiche Unternehmen mit Sitz in Schongau im Kanton Luzern hat einen spannenden Wandel hinter sich.
Mit der Corporate Identity, dem Erscheinungsbild des Unternehmens, meinen es die beiden Chefs offensichtlich ernst. Roland Kretz und Thomas Estermann tragen beide ein violettes Hemd zum vereinbarten Lokaltermin am Domizil der Furrer Küchen in Schongau/LU. Violett ist die Farbe des Unternehmens, seit sich die Firma vor einigen Jahren ein modernes, neues Logo gegeben hat.
Lange Erfahrung
Dabei gibt es die Firma schon seit mehr als hundert Jahren. Der Standort in Schongau ist noch immer derselbe, wobei das Unternehmen in der langen Zeit stetig ausgebaut wurde und sich gewandelt hat. Gegründet worden war die spätere Schreinerei Furrer als Wagnerei-Küferei mit einer eigenen Sägerei. Später erfolgte die Spezialisierung auf den Küchenbau, die bis heute Bestand hat. Der letzte Seniorchef mit Namen Furrer übergab den Betrieb vor vier Jahren an Roland Kretz und Thomas Estermann, die ihn seither gemeinsam leiten. Die beiden führten eine Arbeitsteilung ein, die sich ergänzt: Während Kretz mehr fürs Marketing und die Kundenberatung zuständig ist, widmet sich Estermann vorwiegend der Projektleitung und dem Betrieb der Werkstatt.
André Furrer, der die Firma bis 2017 geführt hatte, ist operativ nicht mehr involviert. Sein Name fällt bei der Betriebsbesichtigung aber mehrfach, und der letzte Seniorchef wohnt auch gleich neben dem Firmengelände. Furrer war es ein wichtiges Anliegen, die bis dahin stets als Familienbetrieb geführte Schreinerei für die Zukunft in guten Händen zu wissen. Bei den neuen Inhabern Kretz und Estermann handelt es sich um zwei seiner langjährigen Mitarbeiter. Roland Kretz absolvierte bereits seine Schreinerlehre im Betrieb und wohnte als Kind auf der gegenüberliegenden Strassenseite. «Ich habe hier als Bub das Laubsägeli-Holz geholt», lacht er, «ich wurde damals schon mit dem Furrer-Gen geimpft.» Sein Geschäftspartner Thomas Estermann feiert demnächst sein zwanzigjähriges Jubiläum in der Firma.
Ein Blick in die «Möbelbibliothek»
Die Tradition und die Firmengeschichte sind den beiden neuen Geschäftsführern wichtig. Der Name Furrer Küchen etwa sei nach der Übernahme nie zur Diskussion gestanden, erklären sie. Auch die Philosophie von André Furrer hätten sie übernommen. «Dazu gehört, immer einen Schritt voraus zu sein und sich mit Präzision und Qualität im Markt abzuheben», sagen Kretz und Estermann. In einer modernen Schreinerei, die sich auf den Küchenbau spezialisiert hat, bedeutet das vor allem, den Maschinenpark stets aktuell zu halten.
Nicht ohne Stolz führen Kretz und Estermann hin und wieder auch Kundinnen und Kunden durch die Produktion und die Montagewerkstatt, die sich in hohen, hellen Räumen mit viel Tageslicht befinden. Die eigentlichen Verkaufsgespräche finden dann in der Ausstellung statt, wo einige Beispiele von zeitgemässen, vollständig ausgerüsteten Küchen im Massstab 1:1 begutachtet werden können. Neben Küchen stellt das Unternehmen auch massgefertigte Badmöbel, Schränke, Sideboards und Holztische her. Das Schreinerhandwerk kommt also nicht nur bei der Küchenproduktion zum Zug. Für sämtliche Objekte führt Furrer Küchen eine eigene «Möbelbibliothek», die elektronisch abgespeichert ist. Die einzelnen Werkstücke können auf Kundenwunsch individuell angepasst und mit unterschiedlichen Oberflächen versehen werden.
Effizienz dank Automatisierung
Unser Rundgang beginnt in der Werkhalle, wo in einem neueren Anbau ein riesiger Roboter steht, der das Abstapeln und den Zuschnitt der Einzelteile aus Holz übernimmt. Der computergesteuerte Roboter mit dem grossen Greifarm befindet sich hinter einem mannshohen Zaun, um die Sicherheit der Mitarbeiter in der Produktion zu gewährleisten. Die einzelnen Werkstücke sind auch einmal mehr als hundert Kilogramm schwer.
Damit ist auch klar, dass der Roboter die Arbeit der Angestellten, die alle gelernte Schreiner sind, enorm erleichtert: Der Roboter erledigt viele Tätigkeiten effizienter, die Arbeitsplätze sind ergonomischer geworden, und es fallen weniger Holzabfälle an. Auch der Umfang des Restenlagers konnte dadurch reduziert werden. Holzstaub, Schnitzel und Späne werden abgesaugt und zu Briketts verarbeitet, die zum Heizen der eigenen Gebäude und einiger Nachbarhäuser in einen Wärmeverbund eingespeist werden.
In der Werkhalle fräsen weitere Maschinen automatisch Löcher aus, schiessen Dübel ein oder schrägen Kanten ab, wie Roland Kretz und Thomas Estermann erläutern: «Das alles setzt eine exakte Planung und Berechnung voraus. In der Projektierung arbeitet Furrer Küchen mit 3D-fotorealisistischen Visualisierungen. So hat die Kundschaft früh schon ein genaues Bild von dem, was sie bekommt.» Damit der Ablauf in der Produktion stets übersichtlich bleibt, wird jedes Einzelstück mit einem Kleber und einem Strichcode versehen. Dieser enthält sämtliche relevanten Informationen, von den genauen Massen über die Fräsprogramme bis hin zum Kundennamen.
Gekonnte Montage
Die Mitarbeiter in der Produktion widmen sich einem Auftrag jeweils von A bis Z, ihre Arbeit bleibt also abwechslungsreich. An einem Tag beschäftigen sie sich mit dem Zuschnitt, an einem andern leimen sie die Kanten oder setzen die Möbelstücke zusammen. Für die Optik der Oberflächen stehen Tausende von Möglichkeiten, von der Farblackierung bis zur Kunstharzbeschichtung, zur Verfügung. Die fertigen Möbel werden anschliessend den Montageteams übergeben, die sie mit ihren Lieferwagen in die ganze Schweiz transportieren.
«Die Monteure sind jeweils zu zweit unterwegs und eingeschworene Teams. Manche arbeiten seit Jahren zusammen und verstehen sich blind», betont Roland Kretz. «Wir bekamen schon Rückmeldungen von Kunden, die uns berichteten, die beiden Monteure hätten auf der Baustelle fast kein Wort miteinander gesprochen. Doch alles habe tipptopp geklappt.»
Furrer Küchen besitzt neben der Ausstellung am Hauptsitz in Schongau ein weiteres wichtiges Standbein: die Bauarena in Volketswil bei Zürich, wo das Unternehmen einige seiner Küchen zeigt. «Wir legen an beiden Orten viel Wert auf gute Beratung», sagen die beiden Inhaber. «Denn die Küche ist heute der Dreh- und Angelpunkt jedes Hauses und jeder Wohnung. Sie verdient es, minuziös geplant zu werden.»
Furrer Küchen AG
Text: Rebekka Haefeli, Fotos: Gaëtan Bally
aus: Häuser modernisieren, Heft Nr. 3/2021