Wo einst der Bischof wohnte, liess sich nun eine fünfköpfige Wissenschaftler-Familie nieder. Sie erfüllte sich den Traum vom Leben im traditionellen Walliserhaus, als sie mutig das sanierungsbedürftige Holzhaus in Blockbauweise mit seinen Herausforderungen annahm.
Schon lange suchte die Bauherrschaft nach einem Haus wie diesem: traditionell in Holz gebaut, gut geschnitten und mit schützendem Satteldach, das der Witterung im alpinen Klima trotzt. Es liegt idyllisch in die Dorfstruktur eingewachsen an einem bunt durchmischten, dicht bebauten Plateau zwischen alten Berghütten und neuzeitlicheren Wohnhäusern. Das raue Klima liess die Menschen hier immer schon eng zusammenrücken; die Räume in einem typischen Walliserhaus sind daher meist klein und die Raumhöhen gedrungen. Schmunzelnd erzählt der grossgewachsene Bauherr von Häusern, die beispielsweise aus diesem Grund ausscheiden mussten. Umso mehr freute sich die Familie über diese Entdeckung, bei der die Gegebenheiten gut passten.
Holy spirit meets science (Heiliger Geist trifft auf die Wissenschaft)
Schon lange wurde hier nichts mehr modernisiert. Als der Bischof auszog, blieb dessen Verwandtschaft noch eine Weile, gefolgt von einem längeren Leerstand. Als die junge Familie übernahm, herrschte noch die geschossweise Aufteilung in zwei Wohnungen. Das Dachgeschoss darüber war nicht ausgebaut, und das massive Sockel- und Kellergeschoss diente als Stauraum. «Alles war eng und dunkel, die Bäder veraltet, die Oberflächen abgewohnt», erinnert sich die Bauherrin. Nicht verwunderlich, dass nun so einiges verändert werden musste. Um die Möglichkeiten auszuloten, lud die Familie – beide Elternteile Wissenschaftler – zwei verschiedene Architekturbüros zu einer Machbarkeitsstudie ein. Der Neustart nahte: Das engagierte Architekturbüro VWARCH verlieh dem Bau von 1948 – sensibel und gleichzeitig energisch – ein neues Innenleben und damit die nötige Frische für den nächsten Nutzungszyklus ein.
Enge weicht grosszügiger Offenheit
Unverändert blieb die Eingangssituation, die durch eine moderne, abstrakte Tür aufgewertet wurde. Deutlich hebt sie sich vom alten Blockbau ab – eine erste, kritische Hinterfragung bisheriger traditioneller und kleinbürgerlicher Gestaltungsmuster und mutige Konfrontation? Denn ihre reduktiven, kubistischen Elemente erinnern an Kunstwerke von Piet Mondrian, einem Pionier abstrakter Kunst. Man erreicht den Eingang über die geschützt unter dem breiten Dachüberhang liegende Aussentreppe. Dahinter empfängt ein grosszügiger Windfang mit reichlich Stauraum Bewohner und Gäste. Im neuen Sitzfenster können bequem die Schuhe abgezogen werden – alles kann in Schränken und Schüben aus Holz verschwinden, übrig bleiben eine aufgeräumte Ordnung und viel Tageslicht. Die einstige Kleinteiligkeit im Grundriss lösten die Planer auf: Wände wurden abgebrochen und die kleinen, verschachtelten Räume wichen einer licht- und luftdurchfluteten Offenheit. Entsprechend folgt auf den Windfang an der Südseite links die Küche mit frei stehendem Küchenblock. Ein wundervoll gearbeiteter Holztisch mit äusserst filigranen, dazu passenden Holzstühlen lädt zu Mahlzeiten in gemütlicher, freundlicher Atmosphäre.
Architektur
VWARCH Architekten
Die komplette Reportage gibt es in der Ausgabe 3/25 vom Magazin HÄUSER MODERNISIEREN zu lesen.
Text: Carmen Nagel Eschrich, Fotos: Stefan Küng
aus dem Magazin: Häuser modernisieren, Zeitschrift Nr. 3/2025