Dunkel, staubig und ungemütlich war die Scheune dieses Appenzeller Bauernhauses, bevor sie umgebaut wurde. Ein erfahrener Architekt erkannte das Potenzial und sorgte für eine märchenhafte Verwandlung.
Eine kurvige Strasse führt über liebliche Hügel. Verstreut auf den Wiesen stehen Bauernhöfe, von denen einige aussehen, als seien sie schon vor langer Zeit verlassen worden. In Wolfhalden, einer kleinen Gemeinde im Kanton Appenzell Ausserroden, hat sich ein junges Paar vor vierzig Jahren in ein leerstehendes Bauernhaus verliebt. Die beiden erwarben das Haus mit angebauter Scheune, richteten sich ein und bekamen drei Kinder.
Stilsichere Bauherrschaft
Das Haus war zu Beginn in einem sehr einfachen, teilweise desolaten Zustand. Das Paar baute die Küche, die Zimmer und die Stuben mit der Zeit um und erneuerte Technik und sanitäre Installationen. In den Wohnstuben entfernten die beiden diverse Verkleidungen an den Wänden. Heute strahlen die Räume mit den charakteristischen, tiefen Holzdecken wieder den ursprünglichen bäuerlichen Charme aus. In einer Ecke der hinteren Stube steht ein traditioneller alter Kachelofen.
Die Sanierung des Wohnhauses mit der hellen Holzschindelfassade nahm viel Zeit in Anspruch. Die Bauherrschaft führte fast alle Arbeiten selber aus – und sie bewies Stilsicherheit. Die ans Haus angebaute, grosse Scheune rührte das Paar vorerst nicht an. Zwar wurde auf dem Hof schon lange keine Landwirtschaft mehr betrieben, doch in der Scheune hausten über viele Jahre Schafe und Ponys, die von der Familie aus Liebhaberei gehalten wurden. Ausserdem diente der Raum der Aufbewahrung von Stroh, Heu und Werkzeugen.
Wohlige Geborgenheit
Vor ein paar Jahren entschied das Paar, es sei an der Zeit, auch noch die Scheune umzubauen und sie als Wohnraum zu nutzen. «Wir fanden, es wäre schön, das Volumen gegen die Südseite hin zu öffnen, um von der Sonne profitieren zu können», erzählt die Bauherrin, als wir mit ihr am langen Holztisch sitzen. In dem hohen, warmen Raum, in dem es nach Holz riecht, fühlt man sich sofort wohl und geborgen. Die Bauherrschaft nahm Kontakt auf zu einem Architekten, der Vorschläge liefern sollte. Sein Urteil war schnell gefällt – und es war niederschmetternd: «Der Architekt sagte, er würde die Scheune abbrechen, er sehe darin nichts Besonderes», erzählt die Bauherrin.
«Wir waren zerknirscht, denn wir hatten uns vorgenommen, die Substanz zu erhalten und etwas Schönes daraus zu machen», sagt sie weiter. «Da kam mir plötzlich in den Sinn, dass ich unter dem Kachelofen ein Wohnmagazin mit einer Reportage aufbewahrt hatte.» In der alten Ausgabe von ‹Häuser modernisieren› ging es um einen Umbau im Appenzell unter der Federführung des Architekten Hampi Inauen. Ihn rief die Bauherrin an und lud ihn ein. «Mit bald achtzig wollte ich eigentlich gar keinen Auftrag mehr annehmen», erzählt Inauen, der mit uns am grossen Holztisch sitzt. «Aber als ich die Scheune betrat, hat es mich gepackt. Als ich die wunderbare Konstruktion sah, konnte ich nicht mehr ablehnen.»
Architektur
Hampi Inauen
9411 Schachen bei Reute
Wichtige Unternehmer
HWS Holzdesign
9442 Berneck
Die komplette Reportage über den Umbau ist im Magazin HÄUSER MODERNISIEREN zu lesen. Die Ausgabe 1/2022 lässt sich online bestellen.
Text: Rebekka Haefeli, Fotos: Gaëtan Bally
aus: Häuser modernisieren, Heft Nr. 1/2022