Im idyllischen Dorfkern von Hallau/SH hat Architektin Doris Frommenwiler in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege einem 500 Jahre alten Einfamilienhaus neues Leben geschenkt und dabei gekonnt geschichtsträchtige Bausubstanz und moderne Materialien kombiniert.
Es liegt sonnig, befindet sich inmitten des grössten Weinbaudorfs der Deutschschweiz und verfügt über eine ganz individuelle Architektur: das Sieben-Zimmer-Einfamilienhaus, in dem seine Geschichte nicht versteckt, sondern glanzvoll in Szene gesetzt wird. Schon beim Eintreten ins Haus spürt man, dass man hier an einem architektonisch besonderen Ort ist: Die Haupteingangstür wurde in den alten Torbogen gesetzt, der vorher zugemauert war. Nur durch Vermutung und Sondierung wurde er entdeckt und unter grossem Aufwand zurückgebaut. Der heutige Eingangsbereich ist im ehemaligen Weinkeller, der aus dem Jahre 1499 stammt. 60 Zentimeter dicke Bruchsteinwände strahlen alte Weisheit aus. Im Kontrast dazu steht der moderne Industrieboden mit Bodenheizung. Eine Schrankzeile mit Waschmaschine, Tumbler und Stauraum teilt den Raum. Im hinteren Bereich wurde das Bad eingebaut. Auch dieses beherbergt Besonderheiten, wie eine Säule des Klosters St. Katharinental, die zur Verstärkung der Statik des Hauses eingesetzt wurde. Eine grosszügige Regendusche mit einer praktischen Sitzbank sowie ein Handtuchradiator sorgen für Komfort.
Täfer aus 1748
Küche und Wohnraum liegen im ersten Obergeschoss. Die Küche wurde mit einer Bulthaup-Insel ausgestattet. Über dem Induktionskochfeld hängt der Dampfabzug mit integrierter Beleuchtung. Die Abdeckung aus kaltgepresstem Stahl bringt hier moderne Elemente hinein. In der 23 Quadratmeter grossen Stube wurden alte, unter Denkmalschutz stehende Täfer aus dem Jahre 1748 sorgfältig mit Ölfarbe restauriert. Das Zimmer, das sicher schon vieles erlebt hat, besticht durch ein historisches Cheminée mit grünen Kacheln und seltenen Eckkacheln – ein Einzelstück aus der Denkmalstiftung Thurgau. An der Decke des Wohnzimmers zeigt sich ein einzigartiger, geschützter Deckenfries. Die Schnitzerei ist direkt im Balken angebracht. Licht und Weite werden dem Raum durch die Fenstertür geschenkt, die zur Südterrasse führt. Die circa 38 Quadratmeter grosse Terrasse liegt über dem Carpot und ist von der Strasse vor Blicken von der Strasse geschützt – der perfekte Ort für entspannte Stunden. Historisches Schmiedeisengeländer, mit einem neuen Handlauf aufgefrischt, umgibt den Aussenbereich.
Architektur
Luxoris Architektur für Licht und Raum
8217 Wilchingen
Die komplette Reportage mit noch mehr Einblicke in die restaurierten Räume gibt es im Magazin HÄUSER MODERNISIEREN. Die Ausgabe 3/21 lässt sich online bestellen.
Text: Hannah Franziska Krautwald, Fotos: Sabrina Scheja
aus: Häuser modernisieren, Heft Nr. 3/2021