Bei der Perler Ofen GmbH im bernischen Wabern bekommen historische Öfen und Herde neues Leben eingehaucht. Auch der Herd, den das Unternehmen für den aktuellen französischen Spielfilm «La Passion de Dodin Bouffant» mit Juliette Binoche anfertigen durfte, wartet in der Ausstellung.
Zylinderöfen, Holzkochherde, Kachelöfen, Gussöfen: Im Keller der Perler
Ofen GmbH in Wabern verbirgt sich eine Schatzkammer mit Hunderten von
Modellen aller Art und Couleur aus diversen historischen Epochen. Ab
1700 bis 1950 ist alles vertreten. Sie stammen aus der Schweiz, ihren
Nachbarländern, Dänemark und sogar aus den Vereinigten Staaten von
Amerika. Mit untrüglichem Gespür für hochwertige Originale hat Marc
Huber, Geschäftsführer und -inhaber, all diese schwergewichtigen Modelle
gesucht, gefunden, aufgekauft und zum Firmenstandort sowie in zwei
Aussenlager transportiert. «Sie stehen hier, bis die Kundschaft ihr
Lieblingsmodell auswählt. Dann holen wir besagtes Stück in die Werkstatt
und restaurieren es fachgerecht nach Kundenwunsch», erklärt der Patron.
Effizient und behaglich
In minutiöser
Feinarbeit rekonstruieren und bemalen die Mitarbeitenden der Manufaktur
abgeschlagene Keramikkacheln so gekonnt, dass die Bruchstellen kaum noch
erkennbar sind. Sie weiden die Öfen aus, reinigen, schleifen und
polieren die Einzelteile, bauen sie neu zusammen, teilweise mit
modernster, digitaler Elektronik im Inneren, teilweise in ihrer
ursprünglichen Funktionalität mit neuer, zertifizierter
Feuerungstechnik. «Anschliessend liefern wir die Öfen zur Kundschaft im
In- und Ausland und montieren sie vor Ort», berichtet Huber. In puncto
Effizienz und Nachhaltigkeit gebe es auch heute noch nichts Besseres als
Kleinspeicheröfen. «Ich bin immer wieder fasziniert von deren
Leistungsstärke.» Viele Kundinnen und Kunden schätzen aber auch die
behagliche Atmosphäre, welche ein kunstvoll gearbeiteter historischer
Kachel- oder Gusseisenofen in jedem Wohnzimmer verbreitet. Auch für den
Aussenraum kreieren die Profis von Perler aus gusseisernen Zylinderöfen
originelle Grillstellen und Feuerschalen, auf Wunsch in schillernden
Farben.
Ausbildung eigener Fachleute
Die
Perler Ofen GmbH betreibt ein Nischenhandwerk wie kaum ein zweites
Unternehmen in der Schweiz und sogar europaweit. Die Manufaktur
beschäftigt 13 Angestellte mit besonderen kunsthandwerklichen
Fähigkeiten, deren Berufe sich schwerlich benennen lassen. «Es sind
geschickte Schlosser, Spengler, Hafner oder Malerinnen, die das Handwerk
des Ofenbaus hier in der Werkstatt lernen und ihr Wissen an junge
Auszubildende weitergeben», präzisiert der Unternehmer. Momentan sind es
zwei Lernende, die nach ihrer Ausbildung gerne bleiben dürfen. «Auf
diese Weise versuchen wir, der schwierigen Fachkräftesituation
entgegenzuwirken.»
Bei Perler gibt es keine Standardprozesse.
«Die Arbeit erfordert auf allen Ebenen Passion für das Historische und
Handwerkliche. Jedes Objekt ist ein Unikat, das eine eigene
Herangehensweise erfordert. Diese müssen wir immer wieder neu
ausdiskutieren.» Nur wer solche Herausforderungen schätze, sei bei
Perler am richtigen Platz, dürfe dafür aber auch mit einer spannenden
Tätigkeit rechnen, die niemals eintönig werde. Deshalb überrascht es
nicht, dass die Mehrheit der Mitarbeitenden dem Unternehmen über viele
Jahre hinweg die Treue hält.
Wankelmütiger Absatzmarkt
Das
Unternehmen im bernischen Wabern ist bereits knapp 40 Jahre alt. Marc
Huber selbst ist 2019 mit 25 Jahren Berufserfahrung als Hafner
eingestiegen und hat es zwei Jahre später von den Gründern Andreas Suter
und Daniel Perler übernommen. «Ich hatte schon früher eine Affinität
zum historischen Handwerk», erzählt er. Rasch sei ihm die
aussergewöhnliche kleine Manufaktur ans Herz gewachsen. «Es war ein
Rohdiamant, der geschliffen werden musste.» Dieser Aufgabe widmet sich
der 45-Jährige mit grosser Leidenschaft.
«Ich habe uns ein Netzwerk im In- und Ausland zu Händlern, Kundinnen und Kunden aufgebaut, sodass ich heute täglich Angebote für historische Trouvaillen erhalte und mir erlauben kann, wählerisch zu sein.» Der Absatzmarkt allerdings sei äusserst launisch und unberechenbar. «Es kann sein, dass Öfen aus einer bestimmten Epoche plötzlich hoch gefragt sind, sodass ich kaum nachkomme mit der Beschaffung. Habe ich mir dann aber ein ordentliches Lager angelegt, sind sie plötzlich nicht mehr begehrt.» Diese Modeströmungen seien kaum greifbar, und es scheine manchmal, als hätte man immer das Falsche vorrätig. Um diese Schwankungen aufzufangen, integrierte Marc Huber die Firma Jost Ofenbau ins Unternehmen, welche sich auf den Bau moderner Speicher- und Kachelöfen spezialisiert hatte. Die breitere Angebotspalette reduziert nun das unternehmerische Risiko mit den historischen Objekten.
Sonderanfertigungen für jedes Budget
Perlers Kerngeschäft sind Restaurierungen. Es werden aber auch exklusive Sonderanfertigungen angeboten. Diesen Bereich möchte Marc Huber künftig weiter ausbauen. «Es ist fast alles machbar. Die Grenzen liegen schlussendlich beim Budget.» Ab 1500 bis zu 80 000 oder sogar 100 000 Franken kann eine Ofen- oder Herdanlage kosten. «Unser Qualitätsanspruch bleibt jedoch immer gleich hoch», betont Huber. «Wenn wir etwas machen, dann richtig.» Und fast wieder für die Ewigkeit: 80 bis 100 Jahre ist die Lebensdauer eines restaurierten Objekts.
In der vielseitig gestalteten Ausstellung, garniert mit diversen historischen Accessoires und Möbeln wie alten Reisekoffern, Spielsachen, einer Schulbank, einer Singer Nähmaschine oder einem Röhrenradio, bekommen Kundinnen und Kunden einen Eindruck davon, wie fertige Modelle aussehen und im praktischen Alltag eingesetzt werden können. «Die Ausstellungsmodelle sowie die antiken Sammlerstücke können ebenfalls käuflich erworben werden», informiert Huber. So bringe man immer wieder frischen Wind in den Showroom. Auch der Herd, den das Unternehmen für den aktuellen französischen Spielfilm «La Passion de Dodin Bouffant» mit Juliette Binoche anfertigen durfte, wartet in der Ausstellung auf Abnehmer. Solche Sonderprojekte für Filmsets, Schlösser, Museen oder die Erlebnisgastronomie gibt es immer wieder. «Es ist schon sehr besonders, wenn man im Kino sitzt und ein Objekt auf der Leinwand erkennt, an dem man wochenlang gearbeitet hat», sagt Marc Huber lachend. «Das sind immer spannende Projekte für uns und eine gute Werbung für die Manufaktur. Aber natürlich sind uns alle Kundinnen und Kunden jederzeit willkommen.»
Perler Ofen GmbH
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Text: Cornelia Bisch, Fotos: Chris Marogg/deinbusinessrockt.ch
aus dem Magazin: Häuser modernisieren, Zeitschrift Nr. 4/2023