Der Pool ist das gewisse Extra im Garten. Möchte man doch direkt hineinspringen, wenn man ihn nur schon sieht. Doch wie schaut es hinter den Kulissen eines der grössten Unternehmen für Poolbau der Schweiz aus?
Auch hier, in der grössten Schwimmbad-Ausstellung der Schweiz in Ermensee/LU, möchte man direkt in einen der Pools springen – wäre es nicht so kühl an unserem Besuchstermin. Acht Schwimmbecken samt unterschiedlicher Umgebungsgestaltungen sind hier auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern ausgestellt. Wer möchte, kann auf Voranmeldung sogar probebaden. Doch hier ist auch das Team des 1983 gegründeten Familienunternehmens fleissig – auf 2500 Quadratmetern findet die Schwimmbad-Planung, -Beratung und -Produktion statt.
Neben dem Eigenfabrikat, dem «VitaPool Classic», Edelstahlpools, Polypropylen-Becken und «Compass Ceramic Pools» werden betonierte Schwimmbecken und Infinity Pools angeboten. «Wir zeigen auch bewusst ein älteres Becken, um zu zeigen, wie es aussieht, wenn die Becken in die Jahre kommen. Dieses VitaPool Classic in der Grösse von 8 x 4 Meter ist 16 Jahre alt», erklärt der Geschäftsführer Ueli Achermann beim Rundgang. Er führt gemeinsam mit seiner Schwester Gabi Hecht-Achermann das Unternehmen in zweiter Generation. «Unsere Eltern haben Vita Bad 1983 gegründet, zu dritt und mit acht Pools. Im zweiten Jahr waren es dann 12 Pools, dann 14 und so ging es weiter», erzählt er und blickt zufrieden auf die letzten Jahrzehnte – trotz zwei globaler Krisen, der Finanzkrise 2008 und der Corona-Pandemie.
Wohnlicher Aussenraum
Es sich zuhause schön zu machen, liegt absolut im Trend. Das bekommen die Schwimmbad- und Gartenbranchen zu spüren. «Das liegt nicht nur an den Krisen, sondern ist auch den Materialien zu verdanken», erläutert Ueli Achermann. Strapazierfähige Materialien für Outdoormöbel beispielsweise erlauben es, den Garten das ganze Jahr über wohnlich zu gestalten. Gleiches gilt auch für den Pool, welcher heute immer mehr zu einem Gestaltungselement avanciert. «Die Annahme, dass der Pool sechs Monate in Betrieb ist und dann geschlossen wird, ist nicht mehr aktuell.» Heute wird er dank Beleuchtung oder einer besonderen Abdeckung ganzjährig inszeniert. «Heute nimmt man den Pool eigentlich 365 Tage in Betrieb, gestalterisch, aber auch wegen der Wasserersparnis. Das Wasser kann man drei bis vier Jahre lang aufbereiten», erläutert er weiter. Der Wasserwechsel ist dann lediglich eine Sache von einem Tag. Bei der Firma Vita Bad wird das Thema natürliche Wasseraufbereitung ohne Chlor grossgeschrieben. Dadurch gehören brennende Augen, trockene Haut und lästiger Chlorgeruch der Vergangenheit an.
Eine eigene Welt um jeden Pool
«Im Nachhinein sagen viele ‘Ich wollte doch nur einen Pool’», berichtet der Geschäftsführer mit einem Schmunzeln. Was er damit meint ist, dass das Thema Poolbau viel mehr umfasst als die Installation des Beckens mit dem erfrischenden Nass. Als Weiterentwicklung der Firma Vita Bad AG wurde daher die Südhang Gartenarchitektur GmbH gegründet. «Wir begleiten die Bauherrschaft bei der Gestaltungsidee und der professionellen Planung intensiv, ausgeführt wird der Gartenbau dann mit einem oft lokalen Anbieter.» Im Beratungsgespräch hier in Ermensee werden zunächst grundlegende Fragen geklärt. Das Thema Sicherheit – gerade bei Familien mit kleinen Kindern – spielt eine wichtige Rolle, aber auch die Heizung für Sommer, die wie letztes Jahr zum Teil auch kühler ausfallen. «Der Poolbau ist auch ein sehr emotionales Thema», erzählt Ueli Achermann. «Da kommen viele Faktoren dazu, wie ‘Brauche ich den Pool als Sportgerät? Wo platzier ich ihn? Wo ist beispielsweise die Abendsonne?» Danach geht es in die konkrete Planung. An dieser Stelle wird der Gartenarchitekt oder Gärtner hinzugezogen, um das Bepflanzungs-, Beschattungs- und Beleuchtungskonzept zu kreieren. Wer heute einen Pool bestellt, muss sich auf eine Lieferzeit von circa sechs Monaten einstellen. Die weltweiten Lieferengpässe und die hohe Auslastung der renommierten Poolbaufirmen machen sich auch hier bemerkbar.
Schweizweit unterwegs
«Der Tag in der Baubranche
geht früh los», berichtet der Geschäftsführer über den Ablauf eines
Tages bei der Vita Bad AG. Monteure und das Serviceteam gehen in alle
Himmelsrichtungen; die Projektleitung gleist vor Ort in Ermensee neue
Projekte auf. Viel läuft über Mail und Telefon, für die Beratung ist man
oftmals auch beim Kunden zuhause – und das schweizweit: Vom Tessin zum
Bodensee über Graubünden bis zur Westschweiz ist alles dabei. Während
draussen die Ausstellung zum Baden einlädt, geht es drinnen fleissig zu.
Denn hier werden nicht nur die diversen Schwimmbadauskleidungen und zig
Regale mit Zubehör gelagert, hier wird auch das «VitaPool Classic»
Holzbecken gebaut sowie die Projektarbeit koordiniert und geplant. 40
Mitarbeiter kümmern sich mittlerweile bei Vita Bad und der Südhang
Landschaftsarchitektur um die Erfüllung des Traums vom eigenen
Schwimmbecken. Produziert wird weitestgehend regional: So kommen
beispielsweise der Stahl aus Lenzburg, das Holz aus Hochdorf, die
Imprägnierung aus Willisau und diverse Teile direkt vom Nachbarn aus
Ermensee. Für die Edelstahlbecken gibt es eine österreichische
Partnerschaft. Zugute kommt der Firma, dass man nahezu das ganze Jahr
über produzieren und bauen kann, ohne lange Winterpausen berücksichtigen
zu müssen.
«Das grösste momentan geplante Becken ist 13.5 x 4.5
Meter – das muss dann mit einem Nachttransport geliefert werden, das ist
schon eine Challenge», sagt Ueli Achermann, der im Familienunternehmen
die Fäden zusammenhält. Dass der Pool zur richtigen Zeit am richtigen
Ort ist, übernehmen die vier Projektleiter. Der kleinste Pool, den die
Vita Bad AG je realisiert hat, war ein Dachpool mit einem Mass von 4.5 x
2 Meter und der grösste war 25 Meter lang. Manchmal ist aber weniger
mehr: «Wichtig ist, dass der Pool gut im Garten integriert ist und der
Kunde sich wohlfühlt. Wir versuchen nicht, noch grösser zu verkaufen.»
Vita Bad AG
Text: Hannah Franziska Krautwald, Fotos: Gaëtan Bally/ Vita Bad AG
aus: Häuser modernisieren, Heft Nr. 2/2022