Präzision auf Schritt und Tritt

Wir alle bewegen uns täglich mit einer grossen Selbstverständlichkeit treppauf und treppab. Dabei steckt hinter jeder Treppe ein komplexer Entwurfs- und Verarbeitungsprozess. Das zeigt ein Blick in die Produktion der Columbus Treppen AG.

Glas und Holz verbinden sich bei der Columbus Treppen AG zu einer eleganten Treppe.
Glas und Holz verbinden sich bei der Columbus Treppen AG zu einer eleganten Treppe.
Präzision spielt im Treppenbau eine sehr wichtige Rolle. Es geht um millimetergenaues Arbeiten.
Präzision spielt im Treppenbau eine sehr wichtige Rolle. Es geht um millimetergenaues Arbeiten.
Neben handlichen Musterplatten gibt es hier auch fixfertige Treppen zu besichtigen, die man alle auch betreten darf.
Neben handlichen Musterplatten gibt es hier auch fixfertige Treppen zu besichtigen, die man alle auch betreten darf.

Das Logo der Columbus Treppen AG kennt jeder, der hin und wieder auf der A1 von Zürich nach St. Gallen fährt. Seit bald fünfzig Jahren ist das Unternehmen hier in der Ostschweiz gleich neben der Autobahn domiziliert. Während es 1972, beim Bezug der Produktionsstätte in Oberbüren, noch auf der grünen Wiese stand, ist es heute von diversen anderen Industrieunternehmen umgeben. Das älteste Firmengebäude aus dieser Zeit existiert noch immer, doch in den vergangenen Jahrzehnten hat Columbus den Produktionsstandort stetig aus- und umgebaut.

Die Qual der Wahl
Die Ausstellung am Hauptsitz ist der grösste von insgesamt drei Showrooms. Die Columbus Treppen AG ist auch in der Bauarena in Volketswil sowie an einem weiteren Standort in Niederbipp vertreten. In der Ausstellung in Oberbüren zeigt einer der Verkäufer einer Kundin gerade Holzmuster, die für den Ersatz ihrer Treppe in einem Einfamilienhaus in Frage kommen: «Das ist Fichte?», fragt die Frau, die ein Kleinkind im Arm hält, und entscheidet dann blitzschnell: «Das ist mir zu hell.» Ein Muster aus Eichenholz gefällt ihr spontan besser. «Das passt optimal, auch zu unserem Parkettboden», sagt sie. Mit ihrer Wahl liegt die Frau voll im Trend. Der technische Verkaufsberater Gabriel Strässle erklärt, bei den Hölzern sei Eiche besonders beliebt. Aber auch Materialkombinationen, etwa aus Stahl und Holz, seien populär, oder Stahl-Holz-Treppen mit einem Glasgeländer. Verwendet werden vorwiegend heimische Hölzer wie Buche oder Eiche, hin und wieder kommen auch ausländische Hölzer wie etwa amerikanischer Nussbaum zum Einsatz. Nicht mehr sehr gefragt, sagt Strässle, seien heutzutage Tropenhölzer.

Probieren geht über Studieren
Auf dem Tisch inmitten der Ausstellung liegen ein Tablet, diverse Baupläne, Skizzen und ein Doppelmeter. Auch Fotos sind verstreut, auf denen die zu ersetzende Treppe abgebildet ist. «Die Showrooms sind sehr wichtig für uns», sagt Strässle. Neben handlichen Musterplatten von Hölzern, Natursteinen und verschiedenen Gläsern gibt es hier auch mehr als ein Dutzend fixfertige Treppen zu besichtigen, die man alle auch betreten darf. Von der hölzernen Landhaustreppe über die moderne Glastreppe bis zur vollautomatischen Estrich- oder Flachdachtreppe ist eine breite Palette vertreten. Auch das Gehen auf einer sogenannten Samba-Treppe kann hier ausgetestet werden: Sie wird auch als Raumspartreppe bezeichnet und ist besonders steil. Die Samba-Treppe braucht wenig Platz, weil jede Stufe jeweils nur bis zur Hälfte breit genug ist, um den ganzen Fuss aufzusetzen. Neben solchen neueren Entwicklungen ist auch die Spindeltreppe weiterhin im Sortiment vertreten. Mit einer Norm-Spindeltreppe begann in den siebziger Jahren die Erfolgsgeschichte der Columbus Treppen AG.

In der Schreinerei wird bereits nach dem Zuschnitt der Treppenstufen aus Holz jede einzelne beschriftet.
In der Schreinerei wird bereits nach dem Zuschnitt der Treppenstufen aus Holz jede einzelne beschriftet.

Viel Erfahrung und Wissen
Beliefert wird heute die ganze Schweiz, und produziert werden sowohl Wohnungstreppen als auch Treppen für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser. Die von Pascal Christinger in der zweiten Generation geführte, selbständige und unabhängige Familien-AG beschäftigt rund neunzig Mitarbeitende. Darunter sind viele Handwerker wie Schreiner und Schlosser, aber auch Konstrukteure und Monteure. Gabriel Strässle sagt, der Anteil an langjährigen, gut ausgebildeten Mitarbeitern sei hoch. «Sie bereichern unsere Produktion mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen.» Einige von ihnen dürften noch Zeiten erlebt haben, in denen Treppen auf grossen Skizzenblättern am Boden im Massstab 1:1 aufgezeichnet wurden. Inzwischen hat längst auch hier die Digitalisierung Einzug gehalten, wie ein Rundgang durch die Produktion beweist. Zwar fliegen in der Schreinerei noch immer die Späne, doch viele Verarbeitungsschritte wie etwa das Sägen übernehmen computergesteuerte Maschinen.

Mit dem Auge fürs Holz

Die Präzision spielt im Treppenbau eine sehr wichtige Rolle. Bei jedem Produktionsschritt geht es um millimetergenaues Arbeiten, damit am Ende alle Teile von A bis Z perfekt zusammenpassen. Einen Eindruck davon erhält, wer sich in der Schlosserei umsieht, wo es nach Schweissarbeiten und Metall riecht und Schleifgeräusche zu hören sind. An einer Werkbank, an der einer der Arbeiter zugange ist, fliegen die Funken. Der Mann ist damit beschäftigt, die Stufen einer Metalltreppe abzukanten und dann die Kanten zu schleifen. Anschliessend werden die Stahlteile in einem weiteren Schritt pulverbeschichtet. Grosse, tonnenschwere Metallstücke werden mit einem Kran durch die helle, geräumige Produktionshalle transportiert.

«Treppen sind ein relativ kurzfristiges Geschäft», sagt Strässle. «Die Produktion einer Treppe nimmt je nach Ausführung fünf bis acht Wochen in Anspruch.» In der Schreinerei wird bereits nach dem Zuschnitt der Treppenstufen aus Holz jede einzelne mit dem Namen des Kunden und der Reihenfolge beschriftet, in der sie später montiert werden. Der Schreiner, der die Stufen zuschneidet, hat das Auge fürs Holz: Er prüft das Rohmaterial auf kleinste Risse oder optische Unregelmässigkeiten und entscheidet vor dem Zuschnitt, welche Teile genutzt werden können. Resthölzer werden zum Heizen der Firmengebäude wiederverwendet.

Für mehrere Generationen
In weiteren Produktionsschritten werden Hölzer zusammengeleimt, zu kunstvollen Geländern gebogen, geschliffen, verziert, gebeizt, lackiert oder geölt. Dafür stehen professionell eingerichtete Stationen wie eine riesige Spritzkabine zur Verfügung. «Kundinnen und Kunden sind in der Produktion jederzeit willkommen», betont Gabriel Strässle. «Mit diesem Einblick entsteht gleich eine tiefere Verbindung zur neuen Treppe.» Die Justierung am Schluss übernehmen Zweierteams aus der Montage. Sie sorgen dafür, dass die Treppe optimal eingebaut wird und viele Jahrzehnte ihren Zweck erfüllt. Strässle sagt mit einem Augenzwinkern, der einzige Nachteil im Geschäft mit den Treppen sei, dass sie sehr lange Zeit nicht ersetzt werden müssten. Aus Kundensicht spricht dies wiederum für das Produkt, das täglich in Gebrauch ist und trotzdem Generationen überdauert.

Columbus Treppen AG
9245 Oberbüren

In weiteren Produktionsschritten werden Hölzer zu kunstvollen Geländern gebogen und geschliffen.
In weiteren Produktionsschritten werden Hölzer zu kunstvollen Geländern gebogen und geschliffen.
Zwar fliegen in der Schreinerei noch immer die Späne, doch einiges übernehmen computergesteuerte Maschinen.
Zwar fliegen in der Schreinerei noch immer die Späne, doch einiges übernehmen computergesteuerte Maschinen.
Die selbständige und unabhängige Familien-AG beschäftigt rund neunzig Mitarbeitende.
Die selbständige und unabhängige Familien-AG beschäftigt rund neunzig Mitarbeitende.

Text: Rebekka Haefeli, Fotos: Gaëtan Bally
aus: Häuser modernisieren, Heft Nr. 1/2021

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