Ein Einfamilienhaus im Berner Oberland zeigt, wie viel Effizienzpotenzial in der Heizung steckt. Durch den Wechsel von der Elektrospeicherheizung auf eine moderne Wärmepumpe gewann das Eigentümerpaar viel Komfort und konnte die Stromrechnung damit drücken.
In Heimenschwand im Berner Oberland steht das 1983 erbaute
Einfamilienhaus von Andrea Kiener und Hans Zimmermann. In den letzten
Jahren hat das Paar sein Gebäude Schritt für Schritt energetisch
optimiert. 2012 und 2013 wurden die Aussen- respektive Dachfenster
ersetzt. 2014 wichen die Küchengeräte und 2017 die Waschmaschine und der
Tumbler neuen, deutlich energieeffizienteren Geräten. Fast alle
bestehenden Leuchten sind zudem mit LED-Leuchtmitteln ausgerüstet. Ein
weiterer Schritt, den die Bauherrschaft schon länger vor sich hatte, war
der Ersatz der Heizungsanlage.
Denn die bestehende
Elektrospeicherheizung war eine typische Lösung der frühen 1980er Jahre.
«Elektrizität heizt ohne Flamme», heisst es in einem zeitgenössischen
Werbetext. Dank des günstigen Stroms aus Atomkraftwerken werde die
«umweltfreundliche Elektrospeicherheizung» den Durchbruch schaffen. Der
Fortschrittsglaube war gross, der Strompreis tief, und so setzte man
auch Konzepte um, die heutigen Effizienzgedanken arg widersprechen. Im
Haus von Andrea Kiener und Hans Zimmermann wurden elektrische
Heizschlangen in einer speziellen Speichermasse eingebettet und im
Unterlagsboden installiert. Gemäss Theorie konnte die Anlage den
billigen Nachtstrom für das Aufheizen nutzen und die gespeicherte Wärme
im Lauf des Tages nach und nach abgeben.
Holzheizung als Backup
In
der Praxis funktionierte dieses Konzept allerdings nur mässig.
«Morgens war die erforderliche Wärme da, am Abend aber nicht mehr
vorhanden. Der Wohnkomfort und die Behaglichkeit liessen zu wünschen
übrig, die Stromrechnung war sehr hoch», berichtet Hans Zimmermann. Der
Jahresverbrauch bei Vollbetrieb habe sich auf 25 000 bis 28 000
Kilowattstunden belaufen. Nach heutigen Massstäben gelten in einem von
zwei Personen bewohnten Einfamilienhaus bereits 6000 Kilowattstunden als
hoher Verbrauch.
Um den Stromverbrauch etwas zu senken, nutzte
das Paar vermehrt einen Schwedenofen im Wohnzimmer, heizte also wieder
mit der Kraft der Flamme. «Dieser Ofen besitzt eine sehr gute
Wärmeabstrahlung. Das Justieren der Temperatur war allerdings schwierig,
entweder war es etwas kühl oder dann fast zu heiss», sagt Hans
Zimmermann. Der Brennstoffnachschub sorgte für Bewegung und Sport,
schien aber nicht ganz zukunftstauglich. «Wir wissen nicht, wie es in 20
Jahren mit unserer Gesundheit aussieht. Vielleicht möchten wir dann
nicht mehr Holz spalten und herumtragen», meint Andrea Kiener.
Leistungsfähige Wärmepumpe
Auch der
Umweltschutzgedanke, die grossen Fortschritte in der Heiztechnik sowie
die finanziellen Anreize beeinflussten die Überlegungen für den
Heizungsersatz. Der Kanton Bern fördert den Ersatz bestehender Öl- oder
Elektroheizungen durch Wärmepumpen mit respektablen Beiträgen (zur
Bauzeit 4500 Franken, heute bis zu 10 000 Franken pro Projekt). Ermutigt
durch positive Erfahrungen von Bekannten entschieden sich Hans
Zimmermann und Andrea Kiener für eine aussen aufgestellte
Luft-Wasser-Wärmepumpe von Elco. Dank tiefer Schallwerte konnte die
Maschine direkt vor einem eigenen Fenster und auch nahe am Haus des
Nachbarn positioniert werden. Die Wärmepumpe ist vollmodulierend, passt
ihre Leistung also der Temperatur der Umgebungsluft an. So arbeitet sie
stets mit dem optimalen Wirkungsgrad. Die Invertertechnik ermöglicht es
zudem, das Kältemittel bei tiefen Temperaturen höher zu verdichten. So
ist ein Betrieb auch im Winter problemlos möglich.
Weil die alte Elektroheizung ihre Wärme über den Unterlagsboden abgegeben hatte, existierte im Haus keine Wärmeverteilung. Deshalb wurden alle Zimmer mit neuen Heizwasserleitungen erschlossen. Neue Niedrigtemperatur-Heizkörper bringen nun eine wohlige Wärme in das ganze Haus. Mit der Heizung sei man zufrieden, sagt Andrea Kiener: «Jetzt ist es im ganzen Haus viel angenehmer. Auch in Zonen, die früher nie richtig warm wurden, haben wir jetzt ein behagliches Klima.» Anstelle des Elektroboilers sorgt nun ein Wärmepumpenboiler für die Warmwasseraufbereitung. Er ist in der Waschküche platziert, wo er die nötige Wärme aus der Raumluft gewinnt. Durch seine Arbeit entfeuchtet das Gerät automatisch die Luft – es gibt also auch hier einen Komfortgewinn.
Bewährte Technik
Mittlerweile ist die neue Anlage seit zwei Jahren in Betrieb. Gerade im harten Winter 2018/19 mit wochenlangen Minustemperaturen habe sich die Wärmepumpe bewährt, berichtet Hans Zimmermann: «Die Maschine lief reibungslos, wir hatten keine Probleme.» Die Raumtemperaturen im ganzen Haus seien nun angenehm, den Schwedenhofen benutzt das Paar inzwischen nur noch «für ds Gmüet» bei nebligem, feuchtkaltem Wetter. Viel Holz brauche es dafür nicht mehr: «Wenn wir ein paar Scheite auflegen, steigt die Temperatur im Wohnzimmer sofort auf 26 Grad.» Der Stromverbrauch der Heizung beläuft sich noch auf bescheidene 4000 Kilowattstunden pro Jahr.
Ist die Sanierung des Hauses damit abgeschlossen? «Wir sind noch nicht ganz fertig», meint Andrea Kiener. Man prüfe als vorerst letzte Massnahme eine Dachsanierung. Bei dieser Gelegenheit würde die bestehende Wärmedämmung verstärkt und ein Teil der Dachfläche mit Indach-Photovoltaikmodulen belegt. «Damit könnten wir Wärmepumpe und Boiler einen grossen Teil des Jahres mit eigenem Solarstrom betreiben», sagt Hans Zimmermann. So könnte das alte Werbeversprechen 40 Jahre später doch noch eingelöst werden, wenn auch leicht modifiziert – «Elektrizität vom eigenen Dach heizt ohne Flamme.»
Elcotherm AG
7324 Vilters
Text: Miachael Staub
aus: Häuser modernisieren, Heft Nr. 3/2020