Wie gestaltet man einen Garten, wenn es dafür nur einen umlaufenden schmalen Streifen gibt, die ineinander verschachtelten Gebäude fast das ganze Grundstück einnehmen und das Gelände steil ist?
Selbst unter schwierigeren Bedingungen lässt sich mit Kreativität, Fachwissen und einer präzisen Umsetzung ein Garten schaffen, der Geborgenheit und gleichzeitig eine Erlebniswelt bietet. Das beweisen die beiden Schweizer Landschaftsarchitekten Robin Lustenberger und Jan Schelling in diesem kleinen Hanggarten mit Weitblick über die Aargauer Hügellandschaft. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Bepflanzung, die so wohltuend mit der kantig-formalen Gestaltung kontrastiert und den Garten mit Leben erfüllt.
Platz für eine Aussenküche
Der Garten verteilt sich wegen der Terrassierung auf zwei Ebenen, die über Treppen und Rampen verbunden sind. Ziel der Planung war, die kleinen Flächen besser nutzbar zu machen. «Es war klar, dass wir mit verschiedenen Gestaltungselementen den Garten optisch, aber auch in realer Benutzung grösser erscheinen lassen wollten», sagt Robin Lustenberger. Daher wurde die Terrassierung im Hauptgarten so angelegt, dass der Bereich möglichst grosszügig ist und Platz für eine Aussenküche mit Sitzbänken und einem Kräuterbeet bietet. Holzarbeiten verbinden die einzelnen Ebenen zu einem grossen Ganzen: «Die Sitzbank der Küche geht mit dem Fugenbild über in die Wandverkleidung, welche wiederum als Randabschluss in einer Mauerbrüstung und Sichtschutzwand endet. Das erforderte eine präzise Planung und Handarbeit», erklärt Robin Lustenberger.
Intensive Pflanzung
Die Gartenbesitzer wünschten sich eine minimalistische Gestaltung mit formalen und klaren Belagsflächen aus Naturstein. Diese werden von weichen Pflanzflächen eingefasst, die nicht alles auf den ersten Blick offenbaren, um Lust auf eine Erkundungstour zu wecken. «Die Wegeverbindungen sind mit Schrittplatten erstellt, um dem Grün die Überordnung zu geben. Die Pflanzen bedecken einen Gutteil der Platten, der Weg weicht den Gewächsen», beschreibt Robin Lustenberger die Wirkung.
Es ist eine intensive Pflanzung, nicht zu brav, da sonst die schmale Gartenfläche optisch untergehen würde. Jedes Stück freien Bodens erobern sich Pflanzen und kontrastieren dabei herrlich dank vielfältiger Strukturen und Texturen mit dem glatten Naturstein. «Die Konzentration auf wenige Materialien wie den Osernone Granit bringt Ruhe in die Gestaltung. Dafür darf die Natur mit vielen verschiedenen Arten in diesem kleinen Bereich wild sein – das erzeugt Spannung», erklärt Robin Lustenberger. Es sind Pflanzen, die mit den Bedingungen auf dem steilen Hang zurechtkommen – manche Bereiche sind sehr schattig, der untere Teil dagegen brandig mit langer Sonneneinstrahlung.
Lustenberger Schelling Landschaftsarchitektur
Die Reportage «Pflanzenvielfalt in den Hügeln» ist Teil des Buches «Gärten des Jahres» von Nico Wissing und Konstanze Neubauer. Die Dokumentation zum Wettbewerb «Gärten des Jahres 2024» bildet einen einzigartigen Überblick über die schönsten Privatgärten im deutschsprachigen Raum. Landschaftsarchitekten, Gartengestalter sowie Garten- und Landschaftsbauer werden jährlich aufgerufen, besonders gelungene, realisierte Privatgärten einzureichen, die von einer Fachjury ausgewählt und prämiert werden.
Callwey Verlag, München, 2023, ISBN 978-3-7667-2679-7, ca. CHF 79.–
Welche Pflanzen für den Garten verwendet wurden, ist in der Ausgabe 2/24 vom Magazin HÄUSER MODERNISIEREN zu lesen.
Text: Konstanze Neubauer, Nico Wissing, Fotos: Terry Frauenfelder
aus dem Magazin: Häuser modernisieren, Zeitschrift Nr. 2/2024